Im Namen der
Geschwister Scholl
Die Geschwister Scholl – Sophie und Hans – waren Mitglieder der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“, die während des 2. Weltkrieges insgesamt 6 Flugblätter jeweils mit bis zu 9000 Exemplaren verfasste, druckte und verteilte. Ziel war die Aufklärung der Verbrechen des Regimes und der Aufruf zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus.
Am 18. Februar 1943 legten Sophie und Hans Scholl diese Flugblätter in den Gängen und vor den Hörsälen der Universität München aus. Beim Wurf der Flugblätter über die Brüstung in den Innenhof wurden sie vom Hausmeister der Universität entdeckt und bis zum Eintreffen der Gestapo festgehalten.
Am 22. Februar 1943 wurden Sophie und Hans Scholl zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde noch am selben Tag im Gefängnis München-Stadelheim durch Enthauptung mit der Guillotine vollstreckt.
Jedes Jahr am 22. Februar erinnern wir mit einem Konzert und der Übergabe des Scholl-Preises an den Mut der Geschwister Scholl, für andere Menschen einzustehen und über gesellschaftliche Missstände aufzuklären.
Im Juli 1993 haben sich im Geschwister-Scholl-Gymnasium Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer zu einem Fest der Gemeinsamkeit der Kulturen versammelt und den ersten SCHOLL-Appell veröffentlicht.
Hintergrund war der Brandanschlag auf ein Haus in Solingen, bei dem fünf türkische Kinder und Frauen ermordet wurden. Nach Angaben der Verfasserinnen des ersten Scholl-Appells reiht sich dieses Ereignis ein in „eine lange Kette von Übergriffen und Anschlagen, die aus Dummheit, Neid, Fremdenangst und blindem Hass gegenüber anderen und oft ärmeren Menschen unter nationalistischen Parolen in allen Ländern der Bundesrepublik verübt worden sind. Ein Ende dieser fürchterlichen Ereignisse ist nicht abzusehen. Das Erschreckende lahmt uns, und schweigende Betroffenheit bleibt vielfach die einzige Reaktion. Wir haben in unseren Köpfen die Prinzipien und Ideale von Humanität, Toleranz, solidarischem mitmenschlichem Handeln, aber wissen nicht oder sind zu schwach und zu ungeübt, sie auch im Alltag zum Ausdruck zu bringen.“ (Einleitung SCHOLL- Appell 1993)
Diese Sätze – vor mehr als 25 Jahren verfasst – sind aktueller denn je. Zeitbedingte Umstände haben sich verändert. Mobbing, Diskriminierungen, Handeln in der Anonymität der digitalen Welt und die ökologischen Belastungen sind Ausdrucksformen für Probleme dieser Zeit. Aber auch und gerade jetzt wieder, ist es notwendig, sich auf das Anliegen des ersten SCHOLL-Appells zu besinnen. Die Verfasserinnen und Verfasser haben 1993 für ihr aktives Eintreten gegen Ausländerfeindlichkeit und für Menschlichkeit den ersten Geschwister-Scholl-Preis erhalten.
An diesen ersten SCHOLL-Preis im Jahr 1993 erinnert die Marmorplatte im Treppenhaus unserer Schule. Sie wurde von einem benachbarten Steinmetz angefertigt und bei der Verleihung des Preises an die Schule übergeben.
Die ca. 60 cm hohe und ca. 80 cm breite Platte ist aus weißem gemaserten Carrara-Marmor. In ihr sind große, schwarz ausgelegte Druckbuchstaben in klassischer Schrift eingemeißelt. Die Jahreszahlen beziehen sich auf das Geburtsjahr von Hans Scholl (1918), auf das Jahr der Hinrichtung (1943) sowie auf die Veröffentlichung des ersten Scholl-Appells (1993).