Liebe Schulgemeinde, liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Kolleginnen und Kollegen und liebe Eltern,

auch wenn ich viele von Ihnen und euch in diesem Jahr persönlich gesehen habe, möchte ich es doch nicht versäumen, noch einmal mit einem Weihnachtsbrief zu grüßen. „Stille Nacht, heilige Nacht…“.

Dieses altbekannte und immer wieder gern gesungene Weihnachtslied wird auch im Jahr 2023 bei vielen erklingen. Aber stille Nächte müssen wir in diesem Jahr suchen. Wenn abends die Nachrichten oder tagsüber der Newsfeed wieder von all den Katastrophen berichten, die Menschen gerade erleiden oder die auf uns alle zukommen sollen, dann möchte man am liebsten Augen und Ohren verschließen. Und gefühlt prasselt in diesem Jahr besonders viel auf uns ein. Wie kann es da eine stille Nacht geben?

Ich habe in den vergangenen Wochen verschiedene Menschen gefragt: Was machst du an Weihnachten? Die Antworten ähnelten sich. Sehr oft hieß es: Wir treffen uns mit der Familie und essen miteinander. An Weihnachten rücken wir zusammen. Eltern und Kinder, Freunde treffen sich und verbringen einen ruhigen Abend miteinander. Essen und trinken, manche musizieren und die meisten tauschen Geschenke aus.

Ist das die Flucht aus der harten Wirklichkeit in eine kuschelige Familienidylle? Ja, und das ist gut so. Denn dies ist auch etwas, das zu Weihnachten gehört. Nicht unbedingt Flucht vor der Realität, aber doch ein Moment der Ruhe im Sturm der Welt.

Jesus wurde vor 2000 Jahren in Israel geboren. Das war schon damals kein Hort der Ruhe und des Friedens. Von römischen Soldaten besetzt, ohnmächtig der Macht des Stärkeren ausgeliefert, wartete man ängstlich auf den großen Knall. Und in diese angespannte Situation sendet Gott einen Engel, der die Ankunft des Retters verkündet. Aber es wurde nicht zum Kampf gerufen. Im Gegenteil. Der Engel ruft die Menschen, die bisher allein für sich waren, zusammen. Die kleine Familie, Maria, Josef und Jesus und die Hirten auf dem Feld werden zusammengerufen, um miteinander einen schönen, friedlichen Abend zu verbringen.

Ich stelle mir vor, dass dabei Essen und Trinken geteilt wurde, Geschichten erzählt und gesungen wurde. Es war eine Vorankündigung, heute sagt man Teaser, von dem, wie Jesus später Menschen zu Frieden und Gemeinsamkeit ruft. Jesus hat, neben vielem anderen, Menschen an einen Tisch geholt. Freunde und Gegner haben am Tisch gesessen und gemerkt, dass man mit vollem Mund nicht streiten kann.

Und wenn ich möchte, dass mir jemand das Brot rüberreicht, sollte ich möglichst freundlich fragen. Gemeinsames Essen und Trinken war Jesu Werkzeug zum Frieden. Und so üben wir an Weihnachten diesen Frieden alle Jahre wieder mit unseren Lieben. Natürlich funktioniert das auch an Weihnachten nicht immer und überall. An manchem Tisch ist es ein brüchiger Waffenstillstand. Und dennoch: Wenn es dann klappt, dass wir einen schönen gemeinsamen Weihnachtsabend verbringen, dann gehen wir gestärkt wieder in das Chaos der Welt, nicht resignierend, sondern voller Hoffnung. Denn, wenn wir das im Kleinen schaffen, dann, mit viel Übung, irgendwann auch im Großen.

Ich wünsche euch und Ihnen allen ruhige und friedliche Weihnachtstage und einen guten Übergang in ein hoffentlich friedlicheres 2024. Schöne Weihnachten!

Ihre/eure Schulpfarrerin Daniela Tibbe.