Nilay Sariyar, Anne Schäfers

Besuch von Ruth Weiss

Es ist uns eine große Ehre, dass Ruth Weiss als Zeitzeugin des Holocausts und der Apartheid in Südafrika an unsere Schule gekommen ist und uns ihre Geschichte erzählt hat.

Das Gespräch begann, indem Frau Weiss uns ihre Kindheit und Jugend in ihrem Geburtsort Fürth schilderte und betonte, dass Fürth ein so besonderer Ort für sie war, da es den Juden dort möglich war, ein „normales“ Leben führen.

Dies änderte sich jedoch rasant, als Hitler 1933 zum Reichskanzler ernannt wurde. Ab jenem Tag, dem 1.Februar, erlebten sie und ihre Familie plötzlich starke Diskriminierung in jeglicher Form. In der Schule wurde sie ausgegrenzt, auf dem Weg nach Hause verfolgt und beleidigt. Auf einmal fühlte sie sich ganz alleine und verstand nicht, was um sie herum passierte. Von einem Tag auf den anderen änderte sich alles, und das nur, weil sie Jüdin ist. Ihr Vater durfte nicht mehr arbeiten, ihr Onkel wurde verprügelt, ihre Schwester wurde in der Öffentlichkeit schikaniert. Dies waren die Gründe, warum ihre Familie eine Flucht nach Afrika als einzige Möglichkeit der Besserung ansah.

Ihre Reise nach Südafrika sei eine Reise voller Leichtigkeit und Freude für sie gewesen. Frau Weiss erzählte, dass dies der einzige Abschnitt ihrer Jugend war, wo Religion, Nationalität und Hautfarbe keine Rollen spielten.

Dieser Abschnitt änderte sich jedoch bei ihrer Ankunft in Südafrika abrupt. Die Hoffnung auf ein besseres und faireres System platzte. Erneut wurde ihr Alltag von Diskriminierung, Unterdrückung und Rassentrennung dominiert. Für Frau Weiss war dies eine bittere Enttäuschung, da sie sich nichts sehnlicher wünschte als Frieden und Normalität.
Es war spannend zu hören, dass obwohl sie selbst keine direkte Diskriminierung erfahren hat, sie das Leben in Afrika als mindestens genauso schlimm wie das in Deutschland empfand.

Zwischendurch las Frau Karrenbrock, welche Frau Weiss begleitete, uns kurze Textpassagen aus Frau Weiss‘ Büchern vor. Diese ließen uns besser verstehen, wie es Frau Weiss damals ergangen ist und welche schrecklichen Erfahrungen sie erlebt hat. Gerade deshalb ist es so bewundernswert, wie stark sie sich für den Frieden im Laufe ihres Lebens eingesetzt hat und heute noch an Schulen reist, um jungen Menschen wie uns etwas auf den Weg mitzugeben.
Wir alle behandeln das Thema des Nationalsozialismus im Unterricht, es jedoch von einer Zeitzeugin selbst zu hören, ist eine ganz neue und beeindruckende Erfahrung.

Wir SchülerInnen haben darüber hinaus die Möglichkeit bekommen Frau Weiss Fragen zu stellen. In ihren Antworten bezog sie sich auch auf aktuelle Ereignisse, welche von Rassismus und Ungerechtigkeit geprägt sind. Es war äußerst spannend zu hören, wie Frau Weiss mit ihren Lebenserfahrungen auf jene blickt.

Wir sprechen im Namen der Stufe, wenn wir sagen, dass es eine sehr bereichernde Erfahrung war, Frau Weiss persönlich zu treffen und wir sehr dankbar sind, dass sie den langen Weg auf sich genommen hat, um ihre Erlebnisse mit uns zu teilen.

Besonders schön war am Ende, dass Frau Weiss sagte, dass sie im Scholl Appell all die Werte, die sie vermitteln möchte, wiederfindet. Es sei eine Ehre für sie gewesen ans Scholl zu kommen, und genauso war es eine Ehre für uns, Ruth Weiss zu begegnen.