Thomas Kirchhoff ist verstorben.
Alle am Scholl, die ihn kannten, sind darüber sehr traurig.

 

Studiendirektor Thomas Kirchhoff war lange Jahre stellvertretender Schulleiter des Geschwister- Scholl- Gymnasiums und unser Chef. Damit verbunden war die Notwendigkeit, mehr als siebzig sehr individuelle Persönlichkeiten zu organisieren und als Team arbeitsfähig zu machen. Und da reden wir noch nicht einmal von den Klassen, Eltern, dem Stunden- und Vertretungsplan. Was für eine Aufgabe! Aber er verlor nie den Durchblick, bat um Mitarbeit, wies aber auch an, wenn nötig. Herr Kirchhoff wusste, er musste manchmal streng sein – dann konnte er ein beängstigendes Gesicht machen. Doch wenn er sich umdrehte, fiel die Maske und er lächelte. Wenn er eine Sache richtig fand, konnte er unnachgiebig sein, aber das war er nie um der Macht Willen, sondern immer mit gutem Grund für seine Entscheidung. Thomas Kirchhoff hatte bei aller Verantwortung immer auch ein Ohr für persönliche Probleme.

Unser Kollege Thomas Kirchhoff war Lehrer mit Leib und Seele. Er war streng, aber gerecht und bei allen Gesprächen mit den ihm anvertrauten Kindern und Jugendlichen merkte man ihm die Liebe zu ihnen an. Als Kollege hatte er Lust, die kennen zu lernen, die mit ihm arbeiteten. Sein Humor und sein Lachen bereicherten jede Kollegiumsfeier, für die er nicht wenige Fässchen Alt stiftete.

Der Hitzenlinde- und Berlinfahrer Thomas Kirchhoff war wirklich gern auf Klassenfahrt.

Er hatte eine diebische Freude daran, auch einmal aus seiner Rolle auszubrechen. Sein oskarreifer Auftritt als tobender Fahrtenleiter wird unvergessen bleiben: Er hatte seine Skischuhe im Haus vergessen, merkte dies aber erst im Bus und stieg aus. Der Bus fuhr ohne Thomas Kirchhoff weiter. Der lief schreiend und gestikulierend hinter dem Bus her. Den Klassen machte man weis, man habe ihn mit Absicht „vergessen. Thomas Kirchhoff lief ins Schullandheim zurück. Abends setzte er die Scharade mit Hilfe der betreuenden Lehrkräfte und Fahrtenbegleiter fort, bis die Zehntklässler wegen des „Streits“ der Erwachsenen völlig verängstigt waren. Erst dann wurde das Theaterstück beendet. Nach kurzer Fassungslosigkeit konnten auch die Jugendlichen mit ihrem Lehrer lachen.

Der Mensch Thomas Kirchhoff ist unserer Schule auch nach seiner Pensionierung verbunden geblieben. Sein Weg führte ihn in die Heimat seiner Frau nach Sachsen, doch die geographische Entfernung änderte nichts an dieser Verbundenheit. Er kam zu Besuch und jedes Jahr schrieb er allen, die er kannte, eine Geburtstags- und eine Weihnachtskarte, die sagte „Ich denke an dich.“

Nun wird es keine Karten mehr geben. Thomas‘ Weg führt ihn nun endgültig von uns fort. Doch wir werden den kleinen Mann mit dem großen Herzen nicht vergessen.

Thomas, du bist viel zu früh gegangen!