Philip Mampe aus der Q2,

einer der treibenden Initiatoren der Spendenaktion am Scholl, teilt mit uns Lesern seine Erinnerungen an Planung und Durchführung der gelungenen Aktion zugunsten der ukrainischen Flüchtlinge:

 

Zwölf Kartons. Zwölf Kartons hatten wir am Freitag vor der Spendenwoche in den Hitzenlinderaum gebracht. Wir rechneten nicht mit großer Beteiligung bei der Spendenaktion, hatten die Hoffnung, dass vielleicht 50 Schülerinnen und Schüler an den beiden Tagen bei uns am HiLi-Raum vorbeikommen und ihre Spenden abgeben würden. Der Elternpflegschaft hatten wir schon Bescheid gesagt, dass wir Hilfe beim Abtransport benötigen würden und fragten uns, ob wir nicht noch einmal zurückrudern und nur um ein Auto plus Fahrer bitten sollten. Aber letztlich entschieden wir uns dagegen: „Gucken wir erst mal, wie es am Montag läuft“. Rückblickend muss man fast sagen, zum Glück entschieden wir uns dagegen, denn mit einem Auto hätten wir nicht einmal die Hälfte der eingesammelten Spenden zur stadtweiten Annahmestelle bringen können.
Die Idee zur Aktion kam uns nach der Schulkonferenz am 02.03.2022. Die erste Kriegswoche war verstrichen, so richtig gewöhnen konnte man sich an den Gedanken, dass in Europa nach Jahrzehnten des Friedens nun wieder Krieg herrschte, allerdings nicht. Wie auch? Stündlich trafen neue Schlagzeilen aus dem Krisengebiet auf unseren Handys ein. Ob auf Instagram, auf TikTok oder in der Apple-News-App, überall erreichten einen die Bilder aus den zerbombten Städten und der Flüchtlingstrecks nahe der polnischen Grenze. Die Tagesschau hatte am Vortag von Sachspendenaktionen in Polen und Rumänien berichtet, von Menschen, die ihre wenigen Besitztümer mit den Geflüchteten teilten. Bilder die betroffen machten, aber auf eine bestimmte Art auch inspirierend waren. Wenn diese mittellosen polnischen Bauern ihr Hab und Gut mit den Kriegsflüchtigen teilten, warum konnten wir das nicht auch tun? Und warum das Spendensammeln nur auf ein paar Personen beschränken und nicht gleich auf unseren Freundeskreis, ja auf die ganze Schule ausweiten? Das waren Fragen, auf die wir keine Antwort fanden und deshalb beschlossen, als Schülervertretung eine scholl-weite Sachspendenaktion zu organisieren. Der Entschluss war schnell gefasst und wir machten uns rasch an die Organisation. Nach einer regen E-Mail-Korrespondenz mit Herrn Lohmann und Herrn Petter hatten wir am Mittwoch den Ablauf entworfen und einen Spendenaufruf geschrieben, der über Schoolfox und Moodle verbreitet werden sollte. Nun hieß es warten.
Als wir dann am Montag in die Schule kamen, hielten wir schon auf dem Weg ins Schulgebäude Ausschau nach Tüten und Taschen, die so aussahen, als könnten sie Spenden enthalten. Nach einer kurzen Besprechung zum Ablauf zogen wir dann bewaffnet mit Umzugskartons los. Und es stellte sich heraus, dass wir uns verschätzt, ja ganz gewaltig verschätzt hatten. Als wir den ersten Raum verließen, hatten wir drei unserer zwölf Kartons bereits bis zum Rand gefüllt. Wir konnten es kaum fassen. Aber es ging so weiter. Nach der ersten halben Stunde hatten wir unsere zwölf Kartons aufgebraucht. Die nächste Ladung Kartons ging mit dem Gong zur zweiten Pause zu Ende. Es lief so gut, dass Herr Lohmann für den nächsten Tag noch einmal 40 Umzugskartons beim Baumarkt kaufte, damit wir überhaupt weiter Spenden sammeln konnten. So hatten wir Dienstagmittag insgesamt circa 100 Kartons mit Hilfsgütern füllen können, die wir dann mit Herrn Brech und unter starker Inanspruchnahme des Aufzugs ins Foyer brachten. Ein ganz schön imposanter Eindruck, wie die Kartons dann doppelreihig im Foyer standen.
Die hilfsbereiten Eltern mit ihren Autos, bereit zum Abtransport, hatten wir ja glücklicherweise doch nicht abbestellt, sodass pünktlich um 17:00 Uhr mindestens 15 Autos auf dem Parkplatz standen und die Kartons dank der vereinten Kräfte von SchülerInnen und Eltern in Windeseile in die Kofferräume verladen wurden. Kaum zehn Minuten später machte sich schon das erste Auto unserer Kolonne auf den Weg zur Annahmestelle, wo wir unsere Spenden in ein Lagerhaus brachten, in dem die Spenden bis zur Verteilung an die Flüchtlingsheime zwischengelagert werden.
Zwei Tage später lässt sich nun das Fazit ziehen, dass diese Aktion des Scholl ein voller Erfolg war. Die Spendenbereitschaft, die unsere Schule an diesen beiden Tagen erfüllte, war von so überwältigendem Ausmaß, dass unsere kühnsten Erwartungen übertroffen wurden. Und nicht nur wir hatten falsch gerechnet. Auch unsere Ansprechpartner bei der Stadt traf die Menge der Spenden unvorbereitet. So musste kurzfristig eine größere Sammelstätte gefunden werden, an der wir unsere Hilfsgüter abgeben konnten.
Wir hoffen, dass wir mit dieser Aktion möglichst vielen Geflüchteten helfen und unseren Beitrag zur Linderung des Leids der Menschen leisten konnten. Denn das ist doch, worauf es in diesen Tagen ankommt: Solidarität mit unseren Mitmenschen und das Einstehen für Frieden und Gerechtigkeit, wie es uns die Namensgeber unserer Schule vormachen.